Steve Kurz rekonstruiert in Berlin einen FBI-Einsatz in seiner Wohnung künstlerisch

Kunst & Verbrechen 2

US-Bundespolizisten durchsuchten im Mai 2004 “mehrere Tage lang die Wohnung und das Altelier von Steve Kurtz und asservierten Petrischale, Bücher mit aussagekräftigen Titeln wie ‘Collapsing New Buildings’, Chemikalien, ein transportables Labor, Exponate für Ausstellungen und Schriftstücke. ‘Seized’ heißt die Schau… Steve Kurtz ist Mitglied des Critical Art Ensemble und Kunstprofessor an der New Yor State University at Buffalo. Er wurde damals überraschend festgenommen, weil dem Künstler, der sich in seinen Projekten kritisch mit biotechnolgischen Entwicklungen auseinandersetzte, vorgeworfen wurde, biterroristische Aktionen geplant zu haben.

Der Anlass für den Polizeieinsatz war so trivial wie charakteristisch für das vom *Patriot Act’ aufgeheizte Klima in den Vereinigten Staaten: Sanitäter, die Kurtz nächtens gerufen hatte, weil seine Frau einen Herzinfarkt erlitten hatte, an dem sie auch verstarb, hatten wegen der Laborausstattung in der Wohnug Verdacht geschöpft und die Polizei alarmiert. – ‘Seized’ ist jetzt die erfreulicherweise gar nicht wehleidige Verarbeitunge dieses spektakulären Verfahrens. Der Künstler stellt sich hier nicht als Opfer dar, sondern bewegt sich als Spurensucher in eigener Sache: Kurtz und seine Kollegen haben sich in mehrwöchiger Detailarbeit durch das gekämpft, was die Polizei, in sechs große Müllsäcke gepackt, am Ort ihrer zweitägigen Razzia zurückließ.” Es bleibt offen, so Oliver Tolmein, der Autor dieses Artikel, wer hier eigentlich was beschlagnahmt hat.

FAZ, 19. Oktober 09

Artikel vom 20. Sep 2013



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