Corona-Gründonnerstag: JUDAS

Der größte Verbrecher aller Zeiten heißt – Judas. Er hat Jesus ans Kreuz geliefert! Nur: Hat sich nicht erst durch den „Verrat“ der christliche Heilsplan erfüllen können? Frühe christliche Gemeinden gingen genau davon aus. Dafür wurden sie verfolgt. Die Schwarzen Nächte haben sich traditionell zu Ostern dieser Kriminalgeschichte des Christentums – mit unterschiedlichen Akzenten gewidmet. Das ist in diesem Jahr nicht möglich. Deshalb steht hier der Link zu einer Aufführung, einem Solo, das dieser Tag am Bochumer Schauspielhaus laufen sollte. Titel: JUDAS!
Ein Mann sitzt nackt auf einer Leiter vor dem eisernen Vorhang. Steven Scharf. Er spricht und spielt Lot Vekemans Monolog „Judas“ (Regie: Johan Simons). Bei den Aufführungen saß das Publikum ausschließlich im Rang, das Parkett unten blieb leer. Hier oben stehen nun auch die Kameras. Das Licht ist gedämpft, fast wie in einem Gemälde von Rembrandt. Es ist eine hochkonzentrierte Aufführung mit wenig Aktionen. Eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was man sonst im Fernsehen sieht. Und eben deshalb so berührend. Das Schauspielhaus Bochum hat es in dieser Saison doppelt schlimm erwischt. Erst blieb das Haus wochenlang wegen eines Wasserschadens geschlossen, dann kam Corona. Doch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken positiv und geben alles. Auch wenn nur ein paar Leute zuschauen. Am Ende verbeugt sich der Schauspieler vor dem leeren Saal. Das hat er so gewollt, um das Stück ordentlich abzuschließen. Als die Aufzeichnung beendet ist, klatscht das Kamerateam Beifall. Lot Vekemans Monolog, ein fulminantes Solo!

Artikel vom 09. Apr 2020


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